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Ödipus und der heilige Gral

Auf stürmischen Wassern im offenen Meer
Treibt einsam ein Seemann im Kahn daher.
Der Urmutter Küsse von salziger Gischt
betören liebkosend sein blasses Gesicht.
Und qualvoll bricht's aus der Seele Pein:
Nur dich will ich lieben, doch darf es nicht sein!

Im Zeichen der Fische, die Fluten gespreizt,
La mère den Taucher zum Untergang reizt.
Verzweifelt sich windend in seelischer Not
Der Sohn springt aus dem sinkenden Boot,
Dringt tief in den Schoß der Weiblichkeit,
Ödipus frevelnd Tabus entweiht.

Verführt von der Mutter, nach Rache gesinnt
Versündigt sich das unschuldige Kind.
Blasen entsteigen der leidvollen Tour,
Sehnsüchtig folgend der Nabelschnur.
Führt weit hinab ihn auf dunklen Grund,
Küsst schamhaft bebend den Muttermund.

Wehklagend ächzt die tosende See,
Gebiert unter Schmerzen die jungfräuliche Fee.
Gelöst das Geheimnis des heiligen Gral,
Den Mondin einst dem Sonnenmann stahl.
Königlich krönt sie den nautischen Held
Zum siegreichen Herrscher der Unterwelt.

Zerbrochen der falsche Treueeid,
Ozeanisch getauft, die Seele befreit.
In Liebe mit allen Frauen verwand,
Reicht Ödipus lächelnd Iokaste die Hand.
Lüge, was einst das Königskind rief -
Die Wasser waren nie zu tief!


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